Strangers in der Night
Glenn Buchholz und Justus von Karger
„Stangers in der Night“ bevölkern die Kunsthalle Lausitz
In der Kunsthalle Lausitz in Cottbus öffnet sich ab dem 18. Januar eine Pforte zu einer elektrisierend düsteren Expedition in den schattenhaften Kosmos des städtischen Lebens. Die Ausstellung „Stangers in der Night“ mit Glenn „Glönn“ Buchholz und Justus „Sir Fruit Loops“ von Karger wird am 18. Januar um 19 Uhr am Großenhainer Bahnhof eröffnet.
Die Künstler Justus von Karger (Hamburg) – auch bekannt als „Sir Fruit Loops“ – und Glenn Buchholz (Cottbus) alias „Glönn“ präsentieren zusammen mit der Kunsthalle Lausitz eine Schau, die Ergebnis einer 10-jährigen Künstlerfreundschaft ist. Begonnen hat diese in Cottbus mit der Living Room Gallery und wuchs in den folgenden Jahren um zahlreiche weitere gemeinsame künstlerische Projekte und Ausstellungen. Während der Pandemie traten sie als das Duo „Reife Künstler aus deiner Umgebung“ bei dem Online-Illustrationsturnier „Secret Wars“ auf und gingen aus jeder Runde siegreich hervor. Die letzte Kooperation fand während der All-Star Graffiti-Jam in Cottbus statt und ziert bis heute eine Wandfläche direkt neben dem Großenhainer Bahnhof und begrüßt farbenfroh und kreativ die Gäste der Stadt. Es entstand eine einzigartige künstlerische Verbindung zwischen Hamburg und Cottbus.
Was tagsüber im Verborgenen bleibt, wird in der Nacht entfesselt: Ihr gemeinsames Faible für die Nacht bildet eine prägende Grundlage ihrer Arbeit – nicht nur als kraftspendende Quelle der Ruhe, sondern auch als inspirierende Bühne für Absurditäten des urbanen Zusammenlebens.
In den Räumen in der Kunsthalle Lausitz zeigen Glönn und von Karger sowohl themenspezifische Arbeiten als auch ein Potpourri aus den vergangenen Jahren ihres Schaffens. Dabei treffen sich die beiden thematisch an mehreren Ecken, tendieren stilistisch jedoch zu sehr unterschiedlichen Ansätzen.
Justus von Karger wechselt stetig zwischen traditioneller Malerei und digitaler Manie. Als „Sir Fruit Loops“ schafft er Illustrationen, die vor Farbe und absurdem Humor explodieren -detailversessen und bisweilen grotesk; immer auf der Kippe zwischen Witz und Geschmacklosigkeit. Seine deutlich dunkleren Ölgemälde transformieren alltägliche Transiträume zu Monumenten der Melancholie: Snackautomaten werden zu Altären der Konsumgesellschaft, überquellende Mülleimer zu barocken Vanitas-Stillleben. Mit einer fast sakralen Bildsprache begegnet von Karger der profanen Tristesse urbaner Zwischenräume und verleiht dem scheinbar banalen eine metaphysische Dimension. Der Hamburger Künstler gewann 2022 den Rembrandtpreis und hing mit seinem Selbstportrait im Stil der Alten Meister zusammen mit dem größten Meister der Renaissance in einem Saal im Rijksmuseum in Amsterdam.
Im Kontrast dazu präsentiert Glönn eine Welt der monströsen Begegnungen, geprägt von Identitäten und deren Widersprüchlichkeiten, die sich nicht in klar definierten Körpern darstellen lassen. Seine Illustrationen erinnern an fieberhafte Visionen – Kreaturen, die zwischen Albtraum und schwarzem Humor fluktuieren. Mit einer Ästhetik, die an comic-artige Deformationen und psychedelische Verzerrungen grenzt, entwickelt Glönn Schattengestalten aus freien Formen, die gleichzeitig bedrohlich und komisch wirken können. Und obwohl düsterer in der Grundstimmung, teilt er mit von Karger einen eigenwilligen, oft schwarzhumorigen Zugang zur Kunst. Beide Künstler erschaffen Universen, in denen das Groteske und Komische unmittelbar nebeneinander existieren. Glönns „Monster“ sind keine simplen Schreckgespenster, sondern Metaphern menschlicher Grenzzustände und urbaner Entfremdung.
Gemeinsam schaffen von Karger und Glönn ein vielschichtiges Panorama nächtlicher Stadterfahrung: Ein Raum zwischen wundersamer Anmut und ungeheurer Verfremdung, in der Momente der Vertrautheit aus dem beunruhigenden Dunkel aufscheinen. Die Ausstellung verspricht sowohl eine inspirierende Reise an die Grenzen zwischen Ästhetik und Erweiterung unserer visuellen Gewohnheiten als auch eine kunstvolle Begegnung mit dem nächtlichen Großstadtmythos – getragen von einem Humor, der gleichermaßen verstörend wie befreiend wirkt.
Vernissage mit Drinks und Musik: 18. Januar 2025 um 19 Uhr in der Kunsthalle Lausitz
Güterzufuhrstraße 7
03046 Cottbus